Medien und Politik: Bettina Schausten von Stein getroffen
von Christian Sachse
Erster Riss im Medienbunker
Bettina Schausten ist eine moralische Instanz in unserem Land, keine Frage. Sie weiß genau, wem man an einem Wahlabend das Wort zu verbieten hat. Sie weiß genau, welche Konditionen bei einem Hauskredit moralisch in Ordnung sind. Und sie weiß genau, dass Gastfreundschaft auch was kosten muss.
Gut, sie hat da natürlich leicht reden. Schließlich überweisen die deutschen Haushaltsgemeinschaften ihr und ihrem Mann reichlich Zwangsgebühren. Da kann ein gemeiner Bundespräsident nicht mithalten. Ihre 150-Euro-Beichte zur besten Sendezeit fand im Internet trotzdem große Resonanz.
Das hat einen guten Grund: Dem Bundespräsidenten ist etwas besonderes gelungen. Er hat den riesigen, unerbittlichen Medienspiegel umgedreht, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Einer der vielen Steine, mit denen unsere Journalisten täglich um sich schmeißen, kam auf einmal zurück. Das ist so nicht vorgesehen. Dieses kleine Highlight im tristen Medienzirkus wird freilich wenig an der Selbstgerechtigkeit und Arroganz unserer Journalisten ändern. Sie werden weiter Kampagnen fahren. Sie werden weiter weitgehend frei von Sachkenntnis ihre politische Agenda verfolgen. Sie werden Menschen hoch- und noch tieferschreiben. Sie werden weiter auf der richtigen Seite stehen – komme was wolle. Und Frau Schaustens Gastgeber werden sich wohl nie für eine mögliche Steuerhinterziehung rechtfertigen müssen.
Dennoch zeigt dieses Beispiel: Der Medienbunker hat erste Risse. Die Leitmedien halten zwar noch zusammen. Spiegel und Co. erkennen glühende Christian-Wulff-Fans hinter dem Netz-Hohn über Schausten. Doch immerhin: Ganz unter dem Teppich bleibt der Hohn nicht. Das Internet bringt etwas Bewegung rein. Der Medienbunker ist damit zwar noch lange kein Glashaus. Doch er wird immer angreifbarer.