Ermöglicht wird diese vollständige Contradictio in adjecto durch die Politische Korrektheit. Dank ihrer kann noch die drückendste Sklaverei als Ausdruck vornehmen Menschentums gedeutet werden. Wer hier schwere Ketten zu verspüren vermeint, der habe sich eben noch nicht von der ungeschlachten Rohheit vergangener Tage verabschiedet, so denken viele. Denn Politische Korrektheit ist zunächst nichts anderes als Höflichkeit.
Höflichkeit als Kulturfortschritt
Ebenso ist Politische Korrektheit an sich auch nicht schädlich. Das große Problem ist aber, daß sie – ebenso wie die Höflichkeit – eng mit etwas verwandt ist, das immer gefährlich wird, sobald es in das soziale Leben eintritt: der Lüge.
„Teuerste, sie sehen um keinen Tag gealtert aus.“ Tatsächlich denkt man sich seinen Teil über die alte Schachtel. Genauso verhält es sich mit der Politischen Korrektheit, wie ein Satz aus dem Hause der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, zeigt: „Diese Menschen mit ihrer vielfältigen Kultur, ihrer Herzlichkeit und ihrer Lebensfreude, sind eine Bereicherung für uns alle.“ Und schon hat man das Bild einer plündernden Bande mit Migrationshintergrund vor dem inneren Auge.
Damit kommen wir zu dem Unterschied zwischen Höflichkeit und Politischer Korrektheit. Wenn ich gegenüber dem anderen höflich bin, dann stelle ich meine Interessen zunächst zurück. Sei es, weil ich mich einschmeicheln, oder weil ich ihn einfach so behandeln möchte: stets bin ich mir meiner Interessen bewußt. Und meine Höflichkeit ist genau dann zu Ende, wenn der andere wesentlich gegen diese verstößt.
Die Grenzen der Politischen Korrektheit
Wo aber sind die Grenzen der Politischen Korrektheit? Eigentlich müßten sie dort liegen, wo der andere gegen wesentliche Interessen meines Gemeinwesens verstößt. Die Grenzen des persönlichen Interesses darf ich vernachlässigen und mein ganzes Sein an die Welt verschwenden, so es mir beliebt. Bin ich aber hier weiterhin höflich und tolerant, dann bin ich ganz einfach ein Verbrecher am Gemeinwesen.
Aus Dummheit oder – was wohl häufiger der Fall sein dürfte – schlichter Feigheit gehen heute viele diesen Weg. Sie mögen ihn gehen, ein Grab wird sich ihrer schon annehmen. Aber von uns zu verlangen, daß wir uns einreihen und ganz still und überaus höflich ihren beschaulichen Todesmarsch mitmachen: dies von uns zu verlangen und Widerspruch zu verbieten ist nicht nur ein Verbrechen gegenüber dem Gemeinwesen.
Die Entartung der Politischen Korrektheit mag sich weiter ihrer humanistischen Larve bedienen und zuckersüße Phrasen von Menschlichkeit und Brüderliebe aus ihrem erstarrten Mund träufeln. Doch sie kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß hinter ihr der ärgste Vernichtungswille lauert. Sie ist, um es unmißverständlich zu sagen, ein Verbrechen gegenüber uns, gegenüber unserer Würde als Menschen. Sie ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Vollständig JF 0210